Maulkorbgewöhnung beim Hund
Das Tragen eines Maulkorbes kann zu einer wesentlichen Beeinträchtigung der Verhaltensweisen und der Lebensqualität von Hunden führen. Es ist in jedem Einzelfall erforderlich zu prüfen, ob und wie der Hund einen Maulkorb verträgt. Ein genereller Maulkorbzwang für alle Hunde – ohne Prüfung des Einzelfalls – ist tierschutzwidrig. Auch spricht die Erfahrung gegen seine Notwendigkeit. Dieses Merkblatt kann nicht dazu dienen, einen generellen Maulkorbzwang zu rechtfertigen!
Viele Menschen halten Maulkörbe für etwas Unangenehmes und sind entsetzt von der Vorstellung, ihrem Hund so ein Gerät anzuziehen. Zum Glück denken Hunde da ganz anders. Ob ein Hund seinen Maulkorb mit Gelassenheit, ja sogar mit Begeisterung trägt oder ob er schon bei dessen Anblick in Panik oder Wut gerät, hängt allein davon ab, wie er daran gewöhnt wird. Meist wird der Fehler gemacht, den Maulkorb immer dann anzuziehen, wenn man etwas Unangenehmes mit dem Hund tun will.
Vorraussetzung für ein erfolgreiches Maulkorbtraining ist ein bequemer, gut sitzender Maulkorb. Soll der Maulkorb zeitweise länger als ein paar Minuten getragen werden, muß er so beschaffen sein, daß der Hund damit ungestört hecheln und saufen kann. Dafür eignen sich Korbmaulkörbe aus Plastik oder Stahldraht oder solide Ledermaulkörbe. Letztere gibt es aber nur als Spezialanfertigungen, d.h. sie sind entsprechend teuer.
Kriterien für einen passenden Maulkorb
1. Richtig verschnallt kann er nicht von der Nase gezogen werden.
2. Der Korb darf am Nasenspiegel, rund um die Schnauze und an den Knochenvorsprüngen seitlich und unterhalb der Augen nur locker anliegen. Der Hund muß in der Lage sein, die Schnauze so weit zu öffnen, daß ungestörtes Hecheln und Trinken möglich ist.
Um einen geeigneten, bequem sitzenden Maulkorb zu erwerben, müssen Sie den Hund zur Anprobe mitnehmen. Wenn Sie Zweifel haben, ob Ihr Hund die Anprobe ruhig mitmacht, führen Sie zu Hause ein Vortraining durch.
Vortraining
Nehmen Sie den Hund an die Leine, damit er sich Ihnen nicht entziehen kann. Streicheln Sie seinen Kopf. Umfassen Sie dabei mehrfach sanft seine Schnauze mit einer oder beiden Händen. Loben Sie ihn, wenn er es ruhig geschehen lässt. Machen Sie keinen Ringkampf daraus. Bei manchen Hunden ist es einfacher, wenn man sie für diese Übung sitzen läßt.
Sobald der Hund Ihre Hände in seinem Gesicht als angenehm empfindet, erweitern Sie die Übung. Nehmen Sie jetzt eine alte Krawatte, einen Bademantelgürtel oder ein anderes breites, weiches Band. Streicheln Sie wieder den Kopf des Hundes. Schlingen Sie jetzt spielerisch das Band ein- oder zweimal um die Hundeschnauze. Loben Sie den Hund, wenn er ruhig bleibt. Wiederholen Sie die Übung ein paar Mal, bis Sie das Ende des Bandes um den Nacken des Hundes schlingen können. Ziehen Sie die Schlinge nur leicht an. Gestalten sie die ganze Übung so angenehm wie möglich für den Hund. Machen Sie die Übung Maulkorbgewöhnung an mindestens vier verschiedenen Orten (z.B. Wohnzimmer, Küche, vor der Haustür, im Park). Jetzt können Sie den Maulkorb kaufen gehen.
Das eigentliche Maulkorbtraining
1. Woche
Benutzen Sie jede für den Hund angenehme Situation im Laufe des Tages, um ihn mit seinem neuen Schmuckstück vertraut zu machen.
1.Tag: Zeigen Sie ihm den Maulkorb vor jedem Spaziergang, bevor Sie ihn füttern, mit ihm spielen oder schmusen. Wenn er Interesse zeigt und den Maulkorb beschnuppert und untersucht, loben Sie ihn. Machen Sie mindestens zehn Übungen am Tag.
2. und 3. Tag: Füllen Sie nun bei jeder Übung ein bißchen Futter in den Maulkorb. Besonders geeignet sind Leberwurst oder Streichkäse, Sie können aber auch normales oder das Lieblingsfutter des Hundes benutzen. Lassen Sie den Hund aus dem Maulkorb, den Sie dabei in der Hand halten, fressen. Wiederholen Sie diese Übung so oft, bis der Hund seine Nase gerne in den Korb steckt.
4. Tag: Sobald er in aller Ruhe das Futter aus dem Korb leckt, können Sie den Nackenriemen schließen. Loben Sie den Hund, wenn er ruhig bleibt. Nehmen Sie den Korb nach etwa zehn Sekunden wieder ab. Wiederholen Sie die Übung mehrmals.
5. bis 7. Tag: Dehnen Sie die Zeit aus, bis Sie den Maulkorb wieder abnehmen. Nach dem Abnehmen loben Sie den Hund, geben Sie ein Leckerli und setzen Sie den Korb wieder auf. Machen Sie jeweils drei bis vier Übungen nacheinander. Wiederholen Sie das etwa zehnmal am Tag. Beginnen Sie mit dem Hund auf dem Spaziergang zu üben, wenn er in der Wohnung mindestens 5 Minuten lang den Maulkorb toleriert und nicht versucht, ihn mit den Pfoten abzustreifen. Laufen Sie dann jeweils ein Stück mit dem Maulkorb, bevor Sie ihn wieder abnehmen.
2. Woche
Jetzt sollte der Hund den Maulkorb immer für einige Minuten tragen, bevor Sie ihn füttern (während der Zubereitungszeit) und jedesmal, wenn Sie mit ihm zum Spaziergang aufbrechen. Anfangs ziehen Sie den Maulkorb wieder aus, wenn Sie ein Stück vom Haus weg sind. Während des Spaziergangs ziehen Sie ihn mehrfach wieder für kurze Zeit an. Dehnen Sie die Tragezeiten täglich etwas weiter aus. „Vergessen“ Sie immer häufiger, den Korb zwischendurch auszuziehen. Am Ende der zweiten Woche sind die meisten Hunde soweit, daß sie den Maulkorb bei kurzen „Gassigängen“ (bis 15 Minuten) ständig tragen können.
3. und 4. Woche
Dehnen Sie nach dem obigen Schema die Tragezeiten weiter aus. Wenn der Hund den Maulkorb problemlos eine Stunde lang trägt, ist die Gewöhnung abgeschlossen. Wichtig! Bis zum Ende der Gewöhnungsphase darf der Hund niemals mit dem Maulkorb unbeaufsichtigt oder außerhalb Ihrer direkten Einwirkung sein. Verhindern Sie ruhig aber konsequent jeden Versuch, den Maulkorb abzustreifen. Dabei können sonst Verletzungen im Gesicht oder an den Pfoten entstehen. Vermeiden Sie negative Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Maulkorb, bis die positive Gewöhnung abgeschlossen ist (z.B. Tierarztbesuche).
Quelle: http://etnev.de/