Im Frühjahr startet ihre Saison – Zecken will und braucht niemand.

Sie erfüllen uns mit soviel offensichtlichem Grausen, dass wir nur Negatives über dieses kleine Krabbeltier zum Ausdruck bringen können. Dabei ist dieses kleine Spinnentier lediglich ein Parasit wie viele andere Organismen, die zeitweise auf Kosten anderer leben. Um das zu bewerkstelligen bedarf es auf Seiten der Zecke eines ungeheuren Feingefühls für den Wirt, von dem sie nun einmal zwangsläufig abhängig ist, und für die Umwelt, in der sie erfolgreich zu überleben gewillt ist. Allein die hoch spezialisierten Blutentnahmeorgane und die außergewöhnliche Fähigkeit der Wirtsfindung sind für sich allein gesehen faszinierende Wunderwerke der Natur.

Aber soweit lässt sich menschliche Begeisterungsfähigkeit nur in den seltensten Fällen hinreißen. Grund dafür ist die Fähigkeit der Zecken, Krankheiten zu übertragen; denn sie ist – wie einige andere Insektenarten auch – das, was die Wissenschaft einen Vektor nennt. In ihren jeweiligen Verbreitungsgebieten dient sie als Infektionsreservoir krankmachender Mikroorganismen. Dem Hund kann sie u. a. die Ehrlichiose, die Babesiose, die Borreliose und sogar den Virus des Hämorrhagischen Fiebers und der Frühsommer-Meningitis (FSME) übertragen. Da einige dieser Erkrankungen – vor allem FSME und Borreliose – für den Menschen gefährlich sind und die meisten Zeckenarten mehrwirtig sind und damit auch den Menschen befallen können, haben wir lernen müssen, die Zecke als Feind auch unserer Gesundheit anzusehen.

Was hat es nun mit diesen kleinen Spinnentieren auf sich? Mensch und Tier gefährlich werden können nur die Jungtiere (Larven und Nymphen) und die Weibchen; denn sie brauchen für eine erfolgreiche Entwicklung und Eiablage das Blut von warmblütigen Tieren. Deshalb ist in unseren Breitengraden ihre Beißfreudigkeit periodisch vom zeitigen Frühjahr bis in den Juni und dann noch einmal in den Monaten September und Oktober zu beobachten. Juli und August beißen in der Regel nur die “jugendlichen” Zeckenformen. Ausnahmen bilden jedoch die Zecken, die in einem warmen Vogelnest eine längere Saison haben. Aber auch für sie gilt: Verirrt sich eine männliche Zecke auf ein Wirtstier, dann nur zum Zwecke der Suche nach einem Weibchen. Er ernährt sich genauso wie die Weibchen außerhalb der Fortpflanzungszeit von Pflanzensäften.

Offensichtlich werden die Zecken durch die Ausdünstung der für warmblütige Tiere typischen Fettsäuren stimuliert, sich von hoch gewachsenen Gräsern oder niedrigen Büschen herabfallen zu lassen. Landen sie dann tatsächlich auf eine Wirtstier bzw. einem Menschen beißen sie sich noch lange nicht sofort fest. Sie gehen zunächst auf die Suche nach unter einer möglichst dünnen Hautschicht verlaufenden kleinen Blutgefäßen (Kapillaren). Es kann Stunden dauern, bis sie eine solche günstige Stelle gefunden haben. Ist ihr “Opfer” nur kurz behaart und bietet sich auch ansonsten kein fester Halt, so fallen sie oft unverrichteter Dinge wieder ab.

Was ist aber zu tun, wenn sich tatsächlich eine Zecke festgebissen hat? Entgegen der vielfach in Büchern vertretenen Meinung, dass Zecken auf jeden Fall vor dem Entfernen mit Öl, Alkohol oder ähnlichem erstickt werden müssen, empfiehlt seit einigen Jahren das Bundesgesundheitsamt die Direktmethode: Mit einer speziellen Zeckenzange wird der Kopf des Insekt kurz über der Haut des Wirtes eingeklemmt. Mit locker ausgeführten Drehbewegungen, die immer wieder wechselnd gegenläufig (und nicht einzig mit oder gegen den Uhrzeigersinn) sein sollten, wartet man, ohne Zug auszuüben, darauf, dass die Zecke mit einem gut hörbaren leisen Knackgeräusch den Halt verliert und los-lässt. Jetzt erst zieht man die strampelnde Zecke ab, entsorgt diese in der Toilettenspülung und betupft die Bissstelle mit einem Hautdesinfektionsmittel. Ist kein WC in der Nähe hilft auch auf festem Untergrund die bereits bekannte Schuhsohle, und eine Wundversorgung mit aufgeträufeltem Speichel oder Urin ist zwar etwas vorsintflutlich, aber nichts desto trotz wirksam. Bildet sich jedoch innerhalb weniger Stunden eine entzündlich-rötliche Hautreaktion rund um den Zeckenbiss oder wurde doch der Kopf der Zecke beim Entfernen abgerissen, so führt kein Weg an einem Arzt bzw. Tierarztbesuch vorbei.

Vorbeugend gegen Zeckenbisse gibt es nach wie vor nichts wirklich Zuverlässiges. Viele Präparate versprechen zwar einen Schutz, verhindern bestenfalls aber lediglich ein sich Festsaugen der Zecke. Da aber allein schon durch den Biss einer Zecke ungünstigstenfalls Krankheitserreger in den Wirtsorganismus gelangen können, ist ein solcher Schutz von der Wirkung her nur trügerisch. Die beste Prophylaxe ist immer noch das Absuchen unmittelbar nach dem Spaziergang.

Glücklicherweise gibt es offensichtlich in Deutschland nur wenige Gebiete, in denen Zecken tatsächlich Borreliose oder auch FMSE übertragen können. Das Bundesgesundheitsamt stellt immer wieder überarbeitete Karten ins Internet, auf denen man sich orientieren kann, in welchen Gebieten man besonders gefährdet ist. Für Hunde gibt es mittlerweile eine Impfung gegen den Erreger der in Deutschland häufigsten Borrelioseart.
… und die verpasst selbstverständlich der Tierarzt auch seinen eigenen Hunden. Auch wenn – wie bei beinahe jeder Impfung – sich immer wieder Kritiker einfinden, die alles negativ sehen. Ich habe mittlerweile hunderte von Hunden gegen Borreliose geimpft und nie etwas Nachteiliges erfahren.

Lässt sich der Tierarzt denn selbst impfen? Darauf kann ich mit einem klaren NEIN antworten; denn ich bin alt und verantwortungsbewusst genug, mich mittels entsprechender Kleidung und der bereits genannten Untersuchung nach dem Spaziergang erfolgreich schützen zu können. Die Frage, ob Kinder und immunschwache Erwachsene sich nicht doch weitergehend schützen sollten, die beantwortet Ihnen der Hausarzt Ihres Vertrauens.

Quelle: http://etnev.de/